Freitag, 28. August 2009

Wie aus einem Dienstjubiläum eine Neiddebatte wird

"Ein Dienstjubiläum ist eine Ehrung des Jubilars aber auch eine Botschaft an alle, die mit ihm zusammengearbeitet haben und dies auch künftig tun werden", schreibt etwa der Verlag der Deutschen Wirtschaft (VNR).

Ein ausscheidender Geschäftsführer der Offenbacher Stadtwerkeholding (SOH), wegen eines teuren Umbaus seiner SOH-Zentrale selbst (in diesem Fall wie ich meine zu Unrecht) in der Kritik, hat nun seinerseits kritisiert, dass die städtische Bau-Tochter GBO eine 1000 € teure Feier zum Anlass des 25-jährigen Dienstjubiläums ihres Geschäftsführers veranstaltet. Er sagt, die Feier sei "unangemessen" und hält es "in Zeiten von Mindestlohndebatten auch im Stadtkonzern für angebracht, dass der zu Ehrende die Kosten des Caterings selbst trägt".

Ich persönlich bin der Auffassung, dass bei einer solchen offiziellen Veranstaltung eines Unternehmens für seinen Jubilar selbstverständlich das Unternehmen für die Kosten aufzukommen hat. Die Gesamtveranstaltung ist der nicht mit Gehalt bezahlbare Dank für seinen langjährigen Einsatz, ein Dank mit fast ideelem Wert. Wenn auch vor dem Hintergrund, dass im Stadtkonzern mehr oder weniger offener Krieg zwischen beiden Geschäftsführern herrscht, es aus PR-Sicht opportun - allerdings auch ein wenig opportunistisch - gewesen wäre, wenn der Geehrte die Kosten übernommen hätte.

Mir geht es hier nicht so sehr um das ungesunde Miteinander im Stadtkonzern und erst recht nicht um die betroffen Personen mit ihren Stärken und Schwächen. Es gehört zu für mich vielmehr zu den Grundproblemen unserer Zeit, dass unsere Gesellschaft empfänglich ist für solche Neid-Botschaften. Jeder noch so bescheidene "Bonus" wird da zum Skandalum. Der ausscheidende SOH-Geschäftsführer, dem ich einen gelungenen Ausstand für seinen Einsatz wünsche, kann sich daher einer gewissen öffentlichen Zustimmung sicher sein. Wiewohl er damit seinem noch zu findenden Nachfolger wahrscheinlich keinen Gefallen getan hat: In den Zeiten von Mindestlohndebatten stehen sicher hohe Geschäftsführergehälter noch mehr in der Kritik als 1000 € für einen Event. Gerade in der Neidgesellschaft.

PS: Der von rund 200 Personen besuchte Event war runderhum gelungen. Es gibt wenige Mitarbeiter der Stadt bzw. im Stadtkonzern, die einen solchen großen Bahnhof bereitet bekommen hätten! Dies sollte für den Betroffen auch ein gewisser Ausgleich für den öffentlichen Ärger sein.

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