Mittwoch, 11. Februar 2009

Die Chimäre vom Stammwähler

n-tv schreibt: "Nach Ansicht von Forsa-Chef Manfred Güllner geht das Erstarken der FDP vor allem zu Lasten der Union. Der Stammwähleranteil der FDP sei mit etwa sechs Prozent nach wie vor relativ gering. Derzeit finde ein Austausch im bürgerlichen Lager statt: 37 Prozent der Bürger, die derzeit FDP wählen wollten, hätten früher die Union gewählt. Sie vermissen laut Güllner "ein bisschen die Identität" sowie den "klaren Kurs" der Union und sähen ihre Interessen eher bei der FDP aufgehoben."

Meine Meinung: Die FDP-Stammwählerschaft liegt sicher nicht bei 18 %. Die der SPD aber etwa auch mittlerweile eher bei weniger als 18 %... Die Sache ist aber doch gerade: den "Stammwähler" der 50er Jahre gibt es so nicht mehr. Zumindest nicht mehr in dem Maße. Das haben übrigens alle "modernen Gesellschaften" mit ihren sich auflösenden Strukturen und dem auflösenden Schichtbewusstsein gemein. Ein Blick in die Niederlande, nach Italien oder nach Österreich - Parteiensysteme, mit denen mich mich eingehender beschäftigt habe - zeigen dies sehr eindrücklich. Krisen der Großen und eine gute Performance der Kleinen (charismatischer Parteichef, klares Image) können das Parteiensystem ziemlich durcheinanderbringen. Die Wähler orientieren sich angesichts der (im Vergleich zu früher) relativen Übereinstimmung der Parteiprogramme an den Parteien, denen sie die meiste Problemlösungskompetenz oder Problembewusstsein zubilligen. Den Stammwähler gleichsam als Erbhof gibt es da nicht mehr. Das ist freilich auch eine Warnung an liberale Euphoriker: es kann auch ganz schnell bergab gehen. Aber jetzt freuen wir uns erstmal über die 18.

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