Dienstag, 5. Oktober 2010

Zwischen Ideologie und praktischer Arbeit - eine Veranstaltung der Wohlfahrtsverbände

Zur gestrigen Veranstaltung der "Liga der Wohlfahrtverbände" waren rund 100 Teilnehmer in den Offenbacher Ostpol gekommen - im Wesentlichen um Wolfgang Gern zum Thema "gesellschaftliche Chancen und Teilhabe" zu hören. Gern ist Vorsitzender der Nationalen Armutskonferenz und als eloquenter Partner der Medien, etwas despektierlich ausgedrückt, eine Art Fernsehpfarrer.  Und so zeigte er sich erwartungsgemäß als durchaus sympathischer Kritiker der von ihm so benamten "Grausamkeiten" wie "Sparpaket" und der Erhöhung des Regelsatzes von Hartz IV um "lediglich" 5 Euro. Um nicht falsch verstanden zu werden: Die Bezieher von Hartz IV benötigen im Wettbewerb der Interessen eine Lobby; Menschen, die in Not geraten, bedürfen zielgenauer Hilfen. Und sicher ist die Bemessung des Existenzminimums eine schwierige Frage. Doch ebenso wie ich mir von manchem Liberalen wünschen würde, dass er sich jenseits richtiger Theorie ("Lohnabstandsgebot") dafür im Konkreten interessiert, wie etwa Langzeitarbeitslose wieder in Beschäftigung kommen können, würde ich mir von Vertretern der Wohlfahrtsverbände auch einmal wünschen, dass sie politisch mehr vorbringen als Umverteilungstheorie und etwa auch einmal selbst den von ihnen postulierten Armutsbegriff hinterfragen oder Beiträge liefern wie Sozialpolitik effizienter zum gewünschten Ergebnis führen kann. Denn nie gab es in Deutschland mehr Umverteilung wie in diesem Jahrtausend.

So war denn der zweite Teil der Veranstaltung der eigentlich für einen Generalisten wie mich;-) - also für einen "Nicht-Sozialpolitiker" (eigentlich ehemaliger, da der Sozialausschuss mein erster Ausschuss war) der eigentlich interessante. Hier stellten die auch von beachtenswerter Ehrenamtlichkeit lebenden Wohlfahrtsverbände  aus Stadt und Kreis einzelne spannende Projekte vor - vom 200km-Marsch Langzeitarbeitsloser bis hin zu konkreten Aktionen der AIDS-Hilfe, die alle dazu geeignet sind, Menschen wieder Mut zu machen und sie in die Gesellschaft zu integrieren. Hier leisten die Wohlfahrtsverbände ungeheuer viel, was auch dazu beiträgt, Stadtteile - wie die östliche Innenstadt zu stabilisieren.

Websites der Freien Wohlfahrtsverbände in Offenbach:
AWO

Caritas
DRK
Diakonie
Jüdische Gemeinde
Der Paritätische

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