Montag, 12. April 2010

Warum der neue JuLi-Chef Lasse Becker den Liberalen gut tut.

Die Jungen Liberalen haben einen neuen Bundesvorsitzenden. Es ist der dritte Hesse auf dieser Position. Hans-Joachim Otto hat als erster Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen Geschichte geschrieben und der mindestens ebenso talentierte Jan Dittrich leider nur Geschichten schreiben können (danke @Bettina Ohlwein für das Wortspiel). Was kann der neue Bundesvorsitzende Lasse Becker?

Den neuen Bundesvorsitzenden der Jungen Liberalen (JuLis), Lasse Becker, habe ich wohl zum ersten Mal bewusst auf einem programmatischen Wochenende der Jungen Liberalen am Edersee wahrgenommen. Es war mein letztes  JuLi-Ereignis vor der "Bioklippe". Er gehört also entschieden einer anderen Generation an. Richtig aufgefallen ist mir Lasse bei seinem ersten Auftritt als Landesvorsitzender auf einem Landesparteitag. Ich zitiere mich ausnahmsweise mal selbst:

"Lasse ist ein Phänomen. Regiert bei den Altliberalen normalerweise das Vorurteil vom schnöseligen, besserwisserischem und nassforschem JuLi-Jungakademiker, der erst einmal Steuern zahlen soll, bevor er anfängt auf Landesparteitagen klugzuscheißen, reagieren die Delegierten bei Lasse anders als bei vielen anderen JuLis, die auf Landesparteitagen der FDP sprechen. Ihn hört man nicht nur, man hört ihm zu. Vom ersten Landesparteitag an. Dabei spricht er ohne überkandidelte rhetorische Kniffe, ohne Schärfe, ohne erhobene Stimme und ohne erhobenen Zeigefinger. Hart in der Sache, weich in der Sprache. Wahrscheinlich ist es die Mischung aus Natürlichkeit, Höflichkeit, Offenheit und Lieblingsschwiegersohn-Aussehen verbunden mit schlüssiger und dichter Argumentation, die sein Ansehen ausmachen. Dass er die Karrieretüren in der FDP nicht wie manch anderer mit Gewalt aufstoßen will, trägt dazu bei, dass sie ihm ganz weit offen stehen." (Journal Liberal aktuell)

Seine Kandidatur für den stellvertretenden FDP-Landesvorsitz gegen seinen Vor-Vor-Vor-Vor-Vor-Vorgänger Hans-Jürgen Hielscher, ein Freund des FDP-Landesvorsitzenden Hahn, scheiterte vor einem Jahr denkbar knapp und geriet zu einem famosen Achtungserfolg, der ihm großen Respekt einbrachte: eine Art Pyrrhus-Niederlage. Immerhin konnte er sich auch einen Platz im engen Parteivorstand erkämpfen.

Ihm gelangen auf FDP-Parteitagen mit seinem Team vor allem inhaltliche Erfolge – unerwartete (Studiengebühren) und unerwartet deutliche (gegen PC-Überwachung mit fast 90 % gegen den Landesvorsitzenden).

Zu seinem Abschied als Landesvorsitzender vor einem halben Jahr  schrieb ich: "In seinem Verband bremste Becker starke Charaktere nie aus, sondern förderte sie, was sich auch durch die eigensinnigen, starken Frauen seiner letzten Landesvorstände ausdrückt. Auch aufgrund solcher Qualitäten warten höhere Aufgaben weiter auf ihn."

Nun ist es soweit mit der höheren Aufgabe. Dem Bundesverband der Jungen Liberalen wird er mit seiner Erfahrung, seinem unbändigen Einsatz, seinen Charaktereigenschaften und politischen Qualitäten gut tun. Sein spitzbübisches Grinsen wird ihm helfen. Bleibt zu hoffen, dass er auf seinem weiteren Weg seine oft unkonventionellen Herangehensweisen beibehält und er sich nicht zum Opfer typischer politischer Mechanismen machen lässt.

Geschichte schreiben wäre ein zu großer Anspruch. Er wird aber seine Rolle finden.

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