Freitag, 9. Juli 2010

Als der Offenbacher Maindamm noch nicht dem Blick versperrte

Das Regierungspräsidium hat der Stadt Offenbach auferlegt, den Offenbacher Maindamm zu sanieren. Ziel: Er soll abwehrbereit gegen 200-jähriges Hochwasser sein. Der derzeitige "Deich" erfüllt diesen Anspruch nicht. Dazu werden derzeit Varianten geprüft wie einerseits der Hochwasserschutz gewährleistet werden kann andererseits die durchaus ansprechende Optik an der Mainstraße - zumindest perspektivisch - erhalten  bzw. wiederhergestellt werden kann.

Aus diesem Grund mal ein Foto von einer alten Postkarte wie der Maindamm ursprünglich aussah, um zu sehen wie er gedacht und angelegt war: als recht breitwirkende, lichte Promenade, sowohl von oben als auch von der Straße den recht ungehinderten Blick auf Main und rechtsmainische Landschaft zulassend. Die Bepflanzung erscheint dabei sehr gezielt und gleichmäßig zu sein.

6 Kommentare:

  1. Als der Maindamm noch nicht den Blick versperrte gab es noch keinen lärmenden Autoverkehr. Flanieren wurde durch Kutschengeklapper nicht wesentlich gestört. Heute ist der Deich mit seinem alten Baumbestand ein Segen für alle Freunde der citynahen Freizeitgestaltung. Wer heute Deich und Bäume entfernt, der entfernt Offenbachs attraktivstes Naherholungsgebiet. Gerne wird der Zusammenhang zwischen Sozialstruktur einer Stadt und deren Erholungs- und Freizeitwert vergessen. Offenbach braucht den Deich mit seinem Baumbestand. Die Sanierung zum Schutz vor den in Zukunft wohl nicht nur alle 200 Jahre auftretenden Flutwellen sollte bestandserhaltend durch eine mainseitige Spundwand mit Sandsteinverkleidung (wie in Bürgel) erfolgen. Dies böte Chancen wie die Dammverbreiterung, eine attraktive bildhauerische Gestaltung zum "Kreativdamm" und die Integration von Terassencafés als neue City-Attraktion.

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  2. "Als der Maindamm noch nicht den Blick versperrte gab es noch keinen lärmenden Autoverkehr". Das ist zweifelsohne richtig. Allerdings halten die hohen Bäume auch nicht wirklich dem Lärm auf. Trotzdem geht es selbstverständlich darum, einen möglichst grünen Deich langfristig zu sichern und nicht den Zustand von 1900 herzustellen. Wie man den grünen Damm sichert, darüber streiten sich ja die Gelehrten. Und die Gelehrten neigen ja oft dazu, nur ihre eigene Beurteilung als die einzig richtige zu erachten;-)

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  3. Nun ja, wenn Sie mit den Gelehrten die Gutachter meinen, dann muss man diese an Ihrer Aufgabenstellung messen. Als Gutachter betrachte ich nur die gestellte Aufgabe. In diesem Fall soll ein Deich möglichst preiswert und rationell saniert werden. Also betrachtet der Gutachter den Deich und die bautechnischen Maßnahmen, welche zur Lösung der gestellten Aufgabe führen. Der Gutachter betrachtet nicht die Stadt, die Sozialstruktur, den Zusammenhang zwischen Lebensqualität einer City und die damit zusammenhängende Zu- oder Abwanderung wichtiger Mittelschicht-Bürger. Dies ist Aufgabe der Politik. Die Politik muss in diesem Fall dafür sorgen, dass das schönste Naherholungsgebiet der City keinen Schaden nimmt. Kahlschlag führt zu Abwanderung wichtiger Schichten und - noch schlimmer - verhindert deren Zuwanderung. Für eine Stadt wie Offenbach ist die Erhaltung des Baudenkmals Maindamm und seiner haushohen Bäume existentiell. Da ist blindes Vertrauen auf buchhalterische Expertenlösungen ein Kamikaze-Flug.

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  4. Hallo R. Morgenweck!
    Der Baumgutachter hatte den von Ihnen geschilderten Auftrag nicht. Keine Sorge: wir schauen uns das ganz genau an, was uns vorgelegt wird. Wir alle wollen einen grünen Damm.
    Viele Grüße Oliver Stirböck

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  5. Hallo Herr Stirböck,
    ich möchte Ihnen gerne glauben, dass dem so ist. Die Frankfurter Rundschau zitierte den Gutachter im Juli 2010 allerdings ganz anders. Das las sich doch sehr wie eine Kahlschlag-Präferenz, ebenso wie die Aussagen des RP. Wenn Sie also Recht haben und alle einen grünen Damm wollen (Sie meinen aber hoffentlich keine Jungbäumchen?), dann sollten sich auch alle engagiert dafür einsetzen... ich hoffe Ihre Fraktion ist dabei. Meines Erachtens funktioniert nur eine Variante bestandserhaltend - eine Spundwand auf Mainseite, welche mit Stein verkleidet wird ... wie in Bürgel. Der Deich würde nach Auffüllen der Zwischenräume sogar breiter und böte im Laufe der Zeit Platz für Bänke, Spielgeräte, Skupturen, aber auch für Flohmarktanbieter...

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  6. Hallo Herr Morgenweck!
    Wir warten jetzt erstmal die Bewertung aller Varianten durch Verwaltung und Gutachter ab, auch die Bewertung der Variante der Aganda. Dann werden wir unser abschließendes, möglicherweise auch von der der Verwaltung abweichendes Urteil bilden. Niemand hat ein Interesse daran, Bäume zu fällen. In welchem grün und wie grün der Damm nach der Sanierung aussieht, wage ich persönlich nicht jetzt noch nicht zu beurteilen. Ich verspreche nur etwas, was ich auch halten kann. Ob also jeder Baum erhalten werden kann, ein Großteil oder nur - was ich nicht glaube - einige wenige, werden wir daher erst endgültig beurteilen, wenn uns alle Fakten vorliegen. Nachhaltigkeit heißt aber sicher nicht, dass die Interessen der jetzigen Generation an einem schönen Maindamm ignoriert werden können.

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